Bildungsurlaub – Wie beantragen?
Bildungsurlaub, auch als bezahlter Bildungsfreistellung oder Weiterbildungsfreistellung bekannt, stellt ein wichtiges und doch oft übersehenes Instrument zur Steigerung persönlicher Kompetenzen und Qualifikationen am Arbeitsplatz dar. Durch gezielte Inanspruchnahme dieser Möglichkeiten können Arbeitnehmer ihre berufliche Laufbahn schrittweise voranbringen und zugleich ihre persönliche Entwicklung fördern. Der Prozess der Beantragung eines Bildungsurlaubs kann jedoch auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, weshalb in diesem Artikel Schritt für Schritt darauf eingegangen wird, wie man diesen gestalten kann. Zunächst gilt es, sich über das Angebot an Bildungsmaßnahmen in der jeweiligen Region zu informieren. Hierbei ist zu beachten, dass einzelne Bundesländer unterschiedliche Regelungen bezüglich des Anspruchs auf Bildungsurlaub haben. Im Allgemeinen existieren jedoch zahlreiche Bildungseinrichtungen und -organisationen, welche auf ihren Internetseiten detaillierte Informationen zu förderfähigen Veranstaltungen bereitstellen.
Was muss ein Bildungsurlaub beinhalten
Sobald eine passende Maßnahme gefunden wurde, sollte der Arbeitnehmer einen formlosen schriftlichen Antrag an seinen Arbeitgeber richten. Dieser sollte einige grundlegende Angaben beinhalten wie beispielsweise die Dauer der Maßnahme, den gewünschten Zeitraum des Bildungsurlaubs sowie eventuell notwendige Gründe für die Teilnahme an ebenjener Veranstaltung. Zudem ist es empfehlenswert, dem Schreiben die offizielle Bestätigung der jeweiligen Bildungseinrichtung beizufügen, welche die Anerkennung der Veranstaltung als Bildungsurlaub ausweist. In einer Studie an der Universität Georg-August Göttingen wurde untersucht, wie stark die Inanspruchnahme von Bildungsurlauben von organisatorischen Faktoren abhängt. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere in größeren Unternehmen eine höhere Bereitschaft besteht, den Mitarbeitern entsprechende Freistellungen zu gewähren. Die Verfügbarkeit von Ressourcen, um die jeweiligen Fachkenntnisse auf dem neuesten Stand zu halten, ist für viele Arbeitgeber ein entscheidender Grund, dies zu ermöglichen.
Was tun wenn der Bildungsurlaub abgelehnt wird?
Sollte es seitens des Arbeitgebers zu einer Ablehnung des Antrags kommen, besteht gemäß §7 Bundesurlaubsgesetz grundsätzlich die Möglichkeit, eine Entscheidung von der zuständigen Behörde oder der zuständigen Aufsichtsbeamten einholen zu lassen. Hierbei ist es allerdings ratsam, zunächst das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen und die Gründe für die Ablehnung nachvollziehen zu können, bevor eine solche Schlichtungsinstanz beansprucht wird.
Die Auswahl geeigneter Weiterbildungsmaßnahmen sollte sich an den individuellen Bedürfnissen und Zielen der Arbeitnehmer orientieren. Eine sorgfältige Recherche im Vorfeld zahlt sich aus: So zeigen verschiedene empirische Studien, dass Teilnehmer von Bildungsurlauben ihre Erwerbschancen nachhaltig verbessern können. Durch die Aktualisierung fachlicher Kompetenzen und den Erwerb neuer Fähigkeiten haben sie in vielen Fällen die Möglichkeit, in ihrem Berufszweig aufzusteigen und damit tendenziell auch ihren Verdienst zu erhöhen.
Dass Bildungsurlaub in sozialer Hinsicht ebenfalls von entscheidender Bedeutung ist, zeigt zudem eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation, die darauf hindeutet, dass Durchlässigkeit im Bildungssystem und die Schaffung von attraktiven Weiterbildungsmöglichkeiten dazu beitragen, die Motivation und Zufriedenheit von Arbeitnehmern zu steigern. Insbesondere bei Berufstätigen, die einen Wechsel des Berufsfeldes in Betracht ziehen, können solche Angebote neue Perspektiven eröffnen und somit zur Verwirklichung individueller Karriereziele beitragen.
Bildungsurlaub ist Bildungszeit
Als ein weiteres Beispiel sei an dieser Stelle auf das Projekt „Bildungszeit – Drei Jahre für Baden-Württemberg“ verwiesen, das von der Landesregierung initiiert wurde, um nachhaltige Strukturen im Bereich der berufsbezogenen Weiterbildungsforschung zu schaffen. Im Rahmen dieses Programms ist es Arbeitnehmern unter anderem möglich, bis zu fünf Tage bezahlten Bildungsurlaub pro Jahr wahrzunehmen – ein Anspruch, der allerdings rechtzeitig geltend gemacht werden sollte.
Ebenso wie manche Arbeitgeber aufgrund ihrer Größe eher in der Lage sind, ihren Mitarbeitern Bildungsurlaub zu gewähren, zeigt sich auch ein regionaler Unterschied zwischen einzelnen Bundesländern. Laut einer Auswertung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung ist beispielsweise in Nordrhein-Westfalen oder Hamburg die Inanspruchnahme von Bildungsurlaub deutlich höher als in einigen ostdeutschen Bundesländern. Dies deutet darauf hin, dass auch gesetzliche Rahmenbedingungen und politische Strukturen für die Realisierung von Bildungsurlauben eine Rolle spielen und damit den Zugang zu entsprechenden Angeboten für Arbeitnehmer beeinflussen können.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Bildungsurlaub vielfältige Chancen für Arbeitnehmer bietet, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Um diese gezielt wahrnehmen zu können, sollten sich Interessierte über die jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen und passende Bildungsangebote informieren sowie frühzeitig ihren Antrag auf entsprechende Freistellungen stellen. Durch aktive Nutzung solcher Möglichkeiten kann die berufliche Laufbahn auf solide Weise gestaltet und eine kontinuierliche Verbesserung der eigenen Qualifikationen erreicht werden.